We have our own poets…
che casino! – das neue Imprint der edition metzel eröffnet sein Überraschungsmenü:
Aus Schubladen geborgene Perlen – progressiv oder radikal, epochal wie elementar,
zivil und ungehorsam – wir servieren ungeahnte Leckerbissen aus Popkultur, Literatur,
Kunst und Kulinarik sowie Mythen anderer subversiver Legenden.
Mir ging es immer darum, die Definition, was Realität ist und was Fiktion, infrage zu stellen. Wenn ich schreibe, beginnt eine Implosion des Realen. Der Schweizer Journalist Tom Kummer sorgte in den 1990er Jahren mit sarkastisch tiefgründigen Starinterviews für Furore. Wie später aufgedeckt wurde, war ein großer Teil dieser verblüffenden Gespräche der Fantasie des Autors entsprungen – der „Borderline-Journalismus“ war geboren und damit ein neues Kapitel Mediengeschichte geschrieben. Neben diesen Interviews erschienen auch unzählige legendäre Porträts und Reportagen, die nun zum ersten Mal in einem Band versammelt sind. Tom Kummers Beiträge für renommierte deutschsprachige Magazine (u.a. Tempo, Transatlantik, Der Spiegel, FAZ, Die Zeit), sind herausragende Beispiele für den literarischen Journalismus und besitzen eine erzählerische Kraft, die großartige journalistische Prosa ausmacht: eine feine Beobachtungsgabe, weil emphatisches Interesse am Menschen, am Gegenüber – in seinen Texten sucht er das Abgründige, die Vielfalt der Perspektiven in der Schonungslosigkeit.
Dieses KOCHBUCH, erstmals im Herbst 1996 von der Deutschen Akademie Villa Massimo in Rom publiziert und nur für den dortigen Hausgebrauch bestimmt, geriet im darauffolgenden Jahr in den Fokus des öffentlichen Interesses, als es auf Anordnung des deutschen Innenministeriums aus dem Verkehr gezogen wurde, wodurch ihm als vermutlich einzigem Werk seiner Gattung die Ehre der Indizierung zuteil wurde – aus Gründen, die sich bis heute nur schwer nachvollziehen lassen – leise angedeutet wurden Blasphemie und Beleidigung…
Mehr als 20 Jahre nach diesen Ereignissen liegt es nun erstmals in einer der Allgemeinheit zugänglichen Ausgabe vor – nur, um zu zeigen, dass die damaligen grotesken Vorkommnisse nach wie vor gänzlich unverständlich und dass die Gerichte köstlich wie eh und je sind.