Lars Blunck
2017, 296 Seiten, 53 Abbildungen, 22 x 17 cm, kartoniert.
ISBN: 978-3-88960-163-6
Preis: 28,00 €
Das Readymade ist lange Zeit begriffen worden als ein zum Kunstwerk erhobener Gebrauchsgegenstand, eine Vorstellung, die wesentlich geprägt ist durch die surrealistische Rezeption, namentlich durch André Breton: Erst in den 1930er und 60er Jahren wurde Marcel Duchamps Readymade zu dem, was wir heute darunter verstehen.
Einhundert Jahre nach dem berühmten Eklat um Duchamps berüchtigtes Urinal im Jahr 1917 ist es Zeit, dieses Verständnis des Readymades einer Revision zu unterziehen. Denn Duchamp erhob in den 1910er Jahren nicht Alltagsgegenstände zu Kunstwerken; vielmehr begründete er eine radikal neue künstlerische Praxis, die er in hohem Alter nochmals konzeptuell pointierte. Sie hat spätmoderne und zeitgenössische Werkpraktiken nachhaltig geprägt, etwa das Delegieren, das Referenzieren, die Verweigerung oder den Entzug.
Lars Blunck rekonstruiert diese andere Geschichte des Readymades und beleuchtet dessen Rezeption und Nachleben in den Werkpraktiken von Künstlern wie John Cage und Joseph Beuys, John Armleder und Ceal Floyer. Der historische Bogen spannt sich vom jungen Marcel der 1910er bis zum betagten Duchamp der 1960er Jahre, von der Rezeption des Readymades in Surrealismus und Neo-Dada, über die Readymade-Gesten der sogenannten Affichistes und Nouveaux Réalistes bis hin zu zeitgenössischen Künstlern etwa Maurizio Cattelan oder Tom Friedman. Duchamps Readymade ist ein Buch, das unsere Vorstellung vom Readymade grundlegend verändert – und uns zeitgenössische Kunst von den spezifischen Formen künstlerischer Praxis her begreifen lässt
Dr. Lars Blunck, geb. 1970, ist Professor für Kunstgeschichte an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. 2008 ist im Verlag Silke Schreiber seine Habilitationsschrift „Duchamps Präzisionsoptik“ erschienen sowie 2005 "Werke im Wandel? Zeitgenössische Kunst zwischen Werk und Wirkung".